Simms Family Portrait
Atelier Max Beckmann
Hamburg, Henry B. Simms (1913 bis 1922)
Hamburg, Gertrud Simms (1922; Vermächtnis)
Verbleib unbekannt
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
MBA MB Nachlässe - MB Bilderliste I bis III, Bilderliste I, Verkäufe, S. 19 (rechts).
Zeitraum | Preis | Notiz |
---|---|---|
22. Mär 1913 | 3.000,00 Mk | Gemäß MBA MB Nachlässe - MB Bilderliste I, Verkäufe 1913: »41 22 März Portrait v. Familie Simms 3000«. |
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 117f.:
Dargestellt ist der Hamburger Kaufmann Henry B. Simms (1861-1922) mit seiner Familie. Das Gem. entstand als Auftrag, im Hause Simms in Hamburg Heilwigstrasse 29 (1970 abgerissen). Die Arbeit an dem Bild erstreckte sich, mit Unterbrechungen, über ein Vierteljahr.
Simms betrieb mit Erfolg sein Geschäft (Export nach Übersee) und mit Leidenschaft den Aufbau einer umfangreichen Sammlung von Bildern des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Neben französischen Künstlern waren unter den Deutschen Corinth mit etwa 20, MB mit etwa 15 Gem. vertreten. S. besass die bedeutendste Sammlung von Frühwerken Beckmanns. 1917 gab S. das Bildnis Max Reger in Auftrag, das vorübergehend in seinem Besitz war (Nr. 191, siehe Bemerkung dazu). Das Haus des gastfreien Sammlers war ein Treffpunkt für Künstler und Kunstfreunde. Auch in sein Sommerhaus in Klobenstein, oberhalb von Bozen auf dem Ritten, lud S. befreundete Maler ein (siehe «Terrasse in Klobenstein» von Corinth, Hamburger Kunsthalle). MB hielt sich 1913 auf dem Wege nach Venedig dort auf.
1910 veröffentlichte S. Aufzeichnungen zur Entstehung seiner Sammlung (Meine Bilder und einige Aufzeichnungen, wie meine Sammlung entstand. Hamburg 1910, Privatdruck; MB im Text nicht erwähnt, mit Abb. eines Gem. von MB). Das Manuskript für einen geplanten zweiten Band, das die nach 1910 erworbenen Gem. von MB und Begegnungen mit ihm behandelt, ist im Besitz der Tochter (s. u.). Als 1930 ein Teil der Sammlung S. (ohne das Familienbild) bei Cassirer in Berlin versteigert wurde, schrieb MB an Baron Simolin (siehe Nr. 348): «Die 10 Simms’schen Bilder gehören mit 1 oder 2 Ausnahmen zu meinen besten Vorkriegsarbeiten» (Brief vom 18. Oktober 1930, unveröffentlicht). Die Sammlung wurde zerstreut. Zahlreiche Bilder aus dem Besitz von S. befinden sich in der Hamburger Kunsthalle.
Gertrud Simms geb. Sauber (1873-1936; im Bild links) war kunstinteressiert wie ihr Mann. Sie führte grosszügig und unkonventionell das Haus, zeichnete und aquarellierte mit Geschick.
Der Sohn Herbert (1903-1962; vorn rechts) ist mit einem der exotischen Vögel dargestellt, die im Haus gehalten wurden. Sein Bruder Henry (1901-1956; links daneben) übernahm später die väterliche Firma, die in der Wirtschaftskrise der dreissiger Jahre liquidiert wurde. Er starb in Australien. Der älteste Sohn Karl Frederic (1896-1915; im Hintergrund) war zur Entstehungszeit des Familienbildes nicht in Hamburg. Sein 1912 in Davos entstandenes Porträt (Nr. 160) dürfte der vorliegenden Darstellung zugrunde liegen. Gertrud Simms, spätere Frau von Stangen (geb. 1898; rechts im Bild) lebt in Hamburg. Das nachdenkliche Mädchen führte ernste Gespräche mit MB, auf die er in Briefen an ihre Kusine Jeanne Kaumann (siehe Nr. 171) anspielte.
Das Bild wurde von der Familie nicht geschätzt. Nur die Bildnisse der Kinder Gertrud und Henry wurden als gelungen angesehen. Vor 1934/35 wurde die Leinwand aufgerollt und auf dem Dachboden abgestellt. Nach dem Tode von Frau Gertrud S. (1936) war das Bild nicht mehr auffindbar. (Angaben zu den Dargestellten und zum Verbleib des Gem. nach Mitt. von Gertrud von Stangen, 1970.)
Zeichnungen zu dem Bild sind nicht bekannt.
Einem Brief von MB an Simms zufolge war nach Abschluss des Familienbildes geplant, dass MB den Sammler allein porträtierte (Brief vom 6. Mai 1913, unveröffentlicht). Das Bildnis kam nicht zustande.