Deposition / Descent from the Cross
Atelier Max Beckmann
Frankfurt am Main, Georg Hartmann (Kauf)
Atelier Max Beckmann
FRANKFURT AM MAIN Städel Museum (1919 bis 26. Okt 1936; Kauf)
BERLIN Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (26. Okt 1936 bis 21. Apr 1941; Beschlagnahme; EK 15933)
NIEDERSCHÖNHAUSEN Schloss Schönhausen (Lagerung »international verwertbarer« Kunstwerke)
BERLIN Galerie Buchholz (um 1938 bis 21. Apr 1941 (Verkaufsdatum); in Kommission, Versendung nach New York erfolgte kriegsbedingt spätestens Mitte 1940)
NEW YORK Buchholz Gallery - Valentin Gallery (21. Apr 1941 bis 19. Aug 1954; danach im Nachlass)
NEW YORK Museum of Modern Art (MoMA) (seit 1955; Vermächtnis)
Quellen
GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976
BERLIN Datenbank »Entartete Kunst«, Abfrage: Max Beckmann - Kreuzabnahme.
TIEDEMANN 2013, S. 279, 349.
Zeitraum | Preis | Notiz |
---|---|---|
15. Mai 1984 - 29. Jul 1984 | 800.000,00 DEM | Versicherungswert gemäß ZA VA 10198 - Max Beckmann-Retrospektive 1984 - Leihscheine |
21. Apr 1941 | 50,00 USD | Schätzpreis des BERLIN Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda im Rahmen der »Verwertung entarteter Kunst«. Quelle: TIEDEMANN 2013, S. 278-280. |
Wörtlich zitiert nach Göpel Erhard / Göpel Barbara 1976, S. 134:
Die Bibel (Mark. 15, 42-47 und Parallelstellen) erwähnt im Bericht von der Grablegung Christi auch die Abnahme des Leichnams vom Kreuz durch Joseph von Arimathia und Nikodemus, in Gegenwart von Maria Magdalena und Maria (siehe die dargestellten Figuren).
Nach Auffassung von Käthe Carl (siehe Nr. 199) trägt der Stehende links Züge des Majors von Braunbehrens (1868-1945, Vater von Lili v.B., siehe Bibl. Nr. 56). Er entschied in Frankfurt über Einberufung und Verwendung der Militärpflichtigen. Sein Einfluss bewirkte die vorzeitige Entlassung von MB aus dem Kriegsdienst. In der Knienden rechts sei Klara, das Hausmädchen der Battenbergs (siehe Nr. 188), zu erkennen (mündl. Mitt.).
Die Idee zu dem Bild scheint der Frankfurter Sammler Georg Hartmann, Besitzer der Bauerschen Giesserei, ausgelöst zu haben. (Sein produktives Mäzenatentum bewies er Jahrzehnte später mit den Aufträgen an MB, die Apokalypse und den Faust II. Teil zu illustrieren.) Günther Franke: «Beckmann war mit Herrn Hartmann in Frankfurt ins Liebig-Haus gegangen und es kam vor einer Gruppe ‹Piétà› aus der gotischen Zeit zu einem Gespräch. Hartmann äusserte, ob Beckmann sich zutraue ein ähnlich starkes Kunstwerk aus dem Geist unserer Zeit zu schaffen. Beckmann bejahte das und hat daraufhin das Bild Kreuzabnahme gemalt. Hartmann erwarb das Bild.
Jedoch hat sich Frau Hartmann an diese Malerei nicht gewöhnen können, sodass Beckmann das Bild zurücknahm.» (Brief vom 13. April 1956 an EG.)
Reinhard Piper erwähnt in seinen Erinnerungen einen Besuch mit MB im Liebieghaus und beschreibt die oben erwähnte Skulptur (Piper, Nachmittag, München 1950, S. 32). Danach kann es sich nur um das mittelrheinische Vesperbild handeln, Abb. S.I/577.
Für die «Kreuzabnahme» (von MB im Tagebuch sowie in der Literatur fälschlich auch Kreuzigung genannt) und «Christus und die Sünderin» (Nr. 197) wählte MB Leinwände gleichen Formats. Ob er die Bilder ursprünglich im Sinne eines Diptychons als zusammengchörend ansah, ist nicht bekannt. Die Ankäufe der Bilder durch Georg Swarzenski für Frankfurt und durch Fritz Wichert für Mannheim 1919 waren die ersten Erwerbungen von Nachkriegs-Bildern Beckmanns durch deutsche Museen. Im gleichen Jahr, einige Monate nach dem Kriegsende, schrieb J. Meier-Graefe über die «Kreuzabnahme»: «Ich sah keine Form, sondern die Wunde aller Geschlagenen des Krieges, mächtig, mannigfaltig und überpersönlich wie die Vision mittelalterlichen Grauens in einem Grünewald» (in Ganymed a.a.O.).
Hanns Swarzenski: «Wichtiger für die Bilder dieser Jahre (nach 1915) müssen die Frankfurter Tafeln des grossen Passionsaltars des Älteren Holbein gewesen sein, die - damals in das Städel überführt (1922; vorher im Historischen Museum, Frankfurt) - die grosse künstlerische Sensation der Stadt waren. In den quadratischen Maßen, der kongenialen Interpretation der Typen, der dramatischen Spannung der Komposition sind sie Beckmanns Christusbildern, der Ehebrecherin und der Kreuzabnahme, 1917 in Frankfurt gemalt, wesentlich verwandt» (a.a.O.).
Die 1918 entstandene Radierung Kreuzabnahme, Gallwitz 102, gibt das Gemälde im Druck seitenverkehrt wieder.
1937 wurde eine Postkarte nach dem Bild verkauft, ohne Künstlername und Titel, mit dem Aufdruck: Ausstellung entartete Kunst. Photo-Hoffmann, München Theresienstr. 74. Nachdruck verboten.
Die 1946 datierte Zeichnung (ca. 32:33 cm, Abb. S.I/577) fasst das Thema neu, mit Leiterträger, einer mächtigen Frauengestalt im Vordergrund und mit drei Gekreuzigten. Der nach rechts geneigte, die Komposition bestimmende schmale Korpus des Gekreuzigten und ein grosses Gestirn links bezeugen jedoch, dass das Bild von 1917, wie im Tagebuch vermerkt, MB nach fast dreissig Jahren erneut beschäftigte. Die Zeichnung wurde noch im Entstehungsjahr in der Buchholz Gallery New York ausgestellt.
Die Angaben zum Entstehungsort beziehen sich auf GÖPEL ERHARD / GÖPEL BARBARA 1976.
Vgl. die Zeichnung in WIESE 1978, Nr. 364.
Vgl. die Kaltnadelradierungen in HOFMAIER 1990, Nr. 118 und 131.
Vgl. die farbige Arbeit in BECKMANN MAYEN / GOHR / HOLLEIN 2006, Nr. 15.
Vgl. die Skizzen in ZEILLER 2010, zweites Skizzenbuch Nr. 13r, 13v, 14r, 16v sowie 16. Skizzenbuch Nr. 14v.